Huthi-Angriffe im Roten Meer: USA schmieden Militärkoalition

19 Dez. 2023 11:40 Uhr

Die Huthi attackieren im Roten Meer Containerschiffe mit Verbindungen zu Israel – um aufseiten der Palästinenser in den Gaza-Krieg einzugreifen. Die USA bilden nun eine Militärkoalition zum Schutz der Schifffahrt in der Region. Einige Schiffe nehmen bereits einen wesentlich längeren Weg in Kauf und fahren um Afrika herum.

Huthi-Angriffe im Roten Meer: Kosten für Handelsschifffahrt steigen – USA schmieden Militärkoalition
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Tel Aviv am 18. Dezember 2023.

Vor dem Hintergrund der Huthi-Angriffe auf Schiffe setzen einige der weltgrößten Reedereien ihre Fahrten durch das Rote Meer aus. Nachdem Mærsk und Hapag-Lloyd den Containerverkehr eingestellt hatten, folgten diesem Beispiel auch die Schifffahrtsunternehmen MSC und CMA CGM. Wegen der anhaltenden Angriffe der Huthi auf Frachtschiffe hat zudem die taiwanische Reederei Evergreen den Frachtverkehr nach Israel gestoppt.

Einige Schiffe nehmen bereits einen wesentlich längeren Weg in Kauf und fahren ihre Fracht um die Südspitze Afrikas. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte indes um einige Tage.

Angesichts einer zunehmenden Zahl von Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer durch die vom Iran unterstützten Huthi verstärkt das US-Militär nun in der Region seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder. An der neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen „Operation Prosperity Guardian“ beteiligen sich nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums in Washington mehrere Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien. Durch die verstärkte Kooperation zwischen den Seestreitkräften soll der Schutz für Handelsschiffe verbessert werden.

Schifffahrt durch Rotes Meer bricht ein ‒ erste Reederei meidet nun auch Israel

Schifffahrt durch Rotes Meer bricht ein ‒ erste Reederei meidet nun auch Israel

Infolge der pro-palästinensischen Marineoperationen des Jemens sind die Schifffahrtskosten im Roten Meer erheblich gestiegen, sodass Unternehmen – darunter auch israelische – gezwungen sind, teure Umleitungen zu wählen und die Preise zu erhöhen. Anfang dieses Monats begann das israelische Schifffahrtsunternehmen Zim, Alternativrouten um Afrika herum einzurichten.

Während sich die Bedrohungssituation am Golf von Aden weiter zuspitzt, erwägt auch die Bundesregierung Möglichkeiten, eine maritime Sicherungsoperation zu unterstützen. In Berlin wird außerdem auf Staatssekretärsebene beraten, wie ein solcher Einsatz vom Parlament mandatiert werden könnte. Das Entsendegesetz sieht Auslandseinsätze der Bundeswehr nur im Rahmen der NATO-Bündnisverteidigung oder im Auftrag internationaler Organisationen wie der UNO oder der EU vor.

Die Huthi-Bewegung im Jemen greift Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges mit Drohnen und Raketen an und attackiert Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Die Huthi drohen damit, Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gestattet.

Nach Huthi-Angriffen: Reedereien stoppen weltweit Containerverkehr durch das Rote Meer

https://de.rt.com/international/190296-unterbrechung-lieferkette-usa-schmieden-militaerkoalition/

Schifffahrt durch Rotes Meer bricht ein ‒ erste Reederei meidet nun auch Israel

18 Dez. 2023 21:18 Uhr

Es ist verblüffend, aber die Handlungen des kleinen Jemen haben gewaltige Auswirkungen, die gerade erst beginnen. Die Ankündigung, jedes Schiff anzugreifen, das Bezug zu Israel hat, und die bisher erfolgten Angriffe beginnen, eine zentrale Frachtroute stillzulegen.

Schifffahrt durch Rotes Meer bricht ein ‒ erste Reederei meidet nun auch Israel
Symbolbild: Containerfrachter von Evergreen in Hamburg

Inzwischen werden das Rote Meer und der Suezkanal von immer mehr großen Reedereien gemieden. Den Anfang machten Maersk und Hapag Lloyd ‒ ein Indiz dafür, dass die Versicherungen anfingen, das höhere Risiko einzupreisen. Denn dieser Schritt erfolgt genau dann, wenn die Kosten für die zusätzlichen etwa 3.000 Seemeilen, die die Strecke rund ums Kap der Guten Hoffnung bedeutet, günstiger sind als die Prämie, die für die Versicherung einer Fahrt durchs Rote Meer verlangt wird.

„46 Containerschiffe haben nun in Richtung Kap der Guten Hoffnung umgesteuert, statt durchs Rote Meer zu fahren.“

CMA CGM, die Mediterranean Shipping Company, die belgische Tankerreederei Euronav und der Ölkonzern BP haben mittlerweile ebenfalls erklärt, die Suez-Strecke zu meiden. BP gab dazu sogar eine Presseerklärung ab:

„Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage für die Schifffahrt im Roten Meer hat BP beschlossen, vorübergehend alle Durchfahrten durch das Rote Meer einzustellen.“

Die letzte Reederei, die zu dieser Liste hinzustieß, ist die taiwanesische Reederei Evergreen. Sie dürfte vielen noch aus dem Jahr 2021 in Erinnerung sein, als eines ihrer Schiffe den Suezkanal blockierte.

Evergreen allerdings geht noch einen Schritt weiter und erklärte, zudem keine Fracht von oder nach Israel mehr anzunehmen.

„Wegen der deutlichen Eskalation der Kriegslage in den letzten Tagen wird Evergreen seinen Import- und Exportdienst nach Israel wegen der zunehmenden Risiken und aus Sicherheitserwägungen mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres vorübergehend einstellen.“

Durch das Rote Meer und den Suezkanal werden jährlich zwischen zehn und zwölf Prozent der weltweit verschifften Waren transportiert. Die Huthi-Milizen hatten nach der israelischen Invasion in Gaza Israel den Krieg erklärt und mitgeteilt, sie würden jedes Schiff angreifen, das in israelischem Besitz sei oder einen israelischen Hafen anlaufen wolle oder angelaufen habe.

Unter deutscher Teilnahme: USA schmieden ein Marinebündnis gegen Huthi im Jemen

Israelische Häfen haben mittlerweile die Informationen über die dort angelandeten Schiffe von ihren Websites entfernt. Auch die internationalen Schiffstrackingportale haben begonnen, diese Informationen zu verdecken. Allerdings geht die entscheidende Dynamik – wie bei der Sanktionierung russischen Öls – von den Versicherungen aus, woran sich durch diese Maßnahmen nichts ändern dürfte.

Damit ist neben dem Panamakanal, der derzeit infolge einer Dürre nur eingeschränkt befahrbar ist, die zweite bedeutende globale Schifffahrtsroute nur noch eingeschränkt nutzbar. Dadurch steigen nicht nur die Containerfracht-, sondern auch die Ölpreise. Da die Einnahmen aus dem Suezkanal für Ägypten sehr wichtig sind, könnte dies auch die Politik der ägyptischen Regierung beeinflussen.

Die Vereinigten Staaten setzen auf eine militärische Lösung und haben unter anderem Australien angefragt, ob es sich an einem derartigen Einsatz beteiligt. Auch die Bundesregierung hat bereits ihre Bereitschaft dazu bekundet. Es ist allerdings fraglich, ob die Huthis, die immerhin mehrere Jahre einer von den USA mitgetragenen Seeblockade erfolgreich überstanden haben, davon zu beeindrucken sind.

https://de.rt.com/international/190267-schifffahrt-durch-rotes-meer-bricht/

BRICS und die Achse des Widerstands: Die Konvergenz der gemeinsamen Ziele

Der Konflikt in Gaza hat die Zusammenarbeit im Globalen Süden beschleunigt, der sich diesem vom Westen unterstützten Konflikt widersetzt. Gemeinsam können die von Russland geführten BRICS-Staaten und die vom Iran geführte Achse des Widerstands ein von den USA freies Westasien gestalten.

Welthandel bedroht – Huthi rächen sich am Westen für Gaza

18 Dez. 2023 20:39 Uhr

Die Angriffe der jemenitischen Huthi auf Schiffe im Roten Meer, die den Welthandel bedrohen, sind die Folge einer Eskalationsstrategie der USA, die sich nicht nur auf den Nahen Osten beschränkt. Vor diesem Hintergrund könnte der Seeweg über das russische Nordpolarmeer an Bedeutung gewinnen.

Welthandel bedroht – Huthi rächen sich am Westen für Gaza
Huthi-Kämpfer entern das Frachtschiff Galaxy Leader am 19. November 2023.

Von Wiktorija Nikiforowa

Die Spiele des „gelenkten Chaos“ werden für die USA immer schwieriger. Auch der Krieg in Nahost konnte nicht unter Kontrolle gehalten werden. Er breitete sich rasch aus und schlug am empfindlichsten Ort des Welthandels – dem Roten Meer – zu.

Dieser enge maritime Korridor mit zwei Flaschenhälsen – dem Suezkanal im Norden und der Straße von Bab al-Mandab im Süden – wird gegenwärtig aktiv von den Huthi aus dem Jemen beschossen.

Angegriffen werden alle Schiffe, unabhängig von ihrer Flagge, die die Huthi verdächtigen, nach Israel zu fahren oder mit diesem Land in Verbindung zu stehen.

Von der Küste Jemens aus feuern sie Raketen und Drohnen ab. Jeder erfolgreiche Angriff wird auf Kundgebungen in der Hauptstadt Sanaa gefeiert.

All das begann noch im November als Reaktion auf die barbarischen Angriffe der israelischen Armee im Gazastreifen. Doch mehrere Wochen lang taten alle so, als würde nichts passieren: „Geld mag Stille.“

Schließlich verlaufen zehn bis zwölf Prozent aller Seetransporte beziehungsweise fast ein Drittel aller Containertransporte über das Rote Meer. Pro Jahr passieren dort Waren im Wert von einer Billion US-Dollar.

Deswegen änderten die Handelsschiffe einfach stillschweigend ihre Routen – statt durch den Suezkanal fuhren sie, wie vor fünfhundert Jahren, um das Kap der Guten Hoffnung und ganz Afrika herum. Selbstverständlich hat dies die Routen verlängert und die Transporte verteuert. Genauso stillschweigend steigerten die Versicherer ihre Preise – in wenigen Wochen nahm der Preis der Versicherung von israelischen Schiffen bei Lloyd’s um 250 Prozent zu.

Nach Huthi-Angriffen: Reedereien stoppen weltweit Containerverkehr durch das Rote Meer

Nach Huthi-Angriffen: Reedereien stoppen weltweit Containerverkehr durch das Rote Meer

Doch Ende der vergangenen Woche gelang es den Huthi, ein Containerschiff der deutschen Reederei Hapag-Lloyd in Brand zu setzen. Einen Tag zuvor hatte ein norwegischer Bulkfrachter nach einem Raketenangriff Feuer gefangen. Und noch früher wurde ein US-amerikanisches Kriegsschiff, der Zerstörer USS Carney, angegriffen. Jetzt haben gleich mehrere große europäische Reedereien erklärt, dass ihre Schiffe nicht über das Rote Meer fahren werden.

Alle Blicke richten sich nach Washington. Die Küste des Roten Meeres wimmelt von US-amerikanischen Militärstützpunkten. Die US-Marine positioniert sich als Garant von Frieden und Sicherheit in der Region, und nun passiert so etwas.

Der weltweit stärksten Marine stehen hier de facto Partisanen gegenüber. Die Weltöffentlichkeit hält die Huthi immer noch für „Rebellen„, wobei einige, angespornt durch die USA, sie gar als „Terroristen“ bezeichneten.

Dabei haben sich die Huthi selbst als Jemens legitime Regierung positioniert und werden von Millionen Jemeniten unterstützt.

Momentan melden US-amerikanische und britische Kriegsschiffe munter, mehrere Drohnen abgeschossen zu haben. Doch die Drohnen und Raketen fliegen weiter, und einer der wichtigsten Korridore des Welthandels ist der Gefahr einer regelrechten Blockade ausgesetzt.

In militärischer Hinsicht erscheint die Lage wie eine Pattsituation. Die USA haben den Flugzeugträger USS Dwight D. Eisenhower in die Straße von Aden verbracht, an die Südküste Jemens. Im Mittelmeer dümpelt weiterhin der Flugzeugträger USS Gerald R. Ford, dem weitere Zerstörer zu Hilfe eilen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will sich in den Nahen Osten begeben.

Frachtschiff-Kaperung der Huthis im Roten Meer: Saudi-Arabien fordert die USA zur Zurückhaltung auf

Frachtschiff-Kaperung der Huthis im Roten Meer: Saudi-Arabien fordert die USA zur Zurückhaltung auf

Washington versucht, eine Koalition zur Bekämpfung der neuen Bedrohung zu schmieden, doch die alten Verbündeten haben es nicht eilig, ihr beizutreten. Selbst Saudi-Arabien, das vor Kurzem noch gegen die Huthi Krieg führte, mahnt Washington zur Zurückhaltung. Die Huthi warnten Riad, dass sie als Reaktion auf US-amerikanische Angriffe Ölbohrlöcher in Saudi-Arabien sprengen würden. Und dann ist da auch noch Iran, mit dem Saudi-Arabien in letzter Zeit seine Beziehungen normalisiert.

Angriffe auf Jemen werden die Öffentlichkeit nur noch weiter verärgern, aber zu keinem Ergebnis führen.

Um die Attacken auf Schiffe zu stoppen, wäre eine Bodenoperation vonnöten. Doch die würde einen vollwertigen Krieg in der Region nach sich ziehen: Die Huthi werden nämlich von Iran unterstützt. Irans Verteidigungsminister Mohammad-Reza Ashtiani nannte entsprechende Pläne der USA „irrational“ und warnte, dass Washington im Falle eines Versuchs, sie umzusetzen, „außerordentliche Probleme“ erwarten würden:

„Niemand kann Manöver in einer Region durchführen, in der wir dominieren.“

In dieser Lage erscheinen sogar die Flugzeugträger nicht etwa als beeindruckende Bedrohung, sondern als interessante Ziele.

Ein Angriff mit einem Schwarm von Kamikazedrohnen könnte zu einem spannenden und preiswerten Versuch werden, die Schwächen einer Trägerkampfgruppe zu testen.

Und selbst ein minimaler Erfolg dabei würde zu einem tödlichen Schlag für den Ruf der US-Marine werden.

Deswegen sind die USA dazu verdammt, im Roten Meer vor sich hin zu dümpeln und der ganzen Welt ihre Hilflosigkeit zu demonstrieren. All die Mantras vom Schutz der Verbündeten sind zusammengebrochen.

Huthis greifen US-Kriegsschiff und mehrere Handelsschiffe im Roten Meer an

Huthis greifen US-Kriegsschiff und mehrere Handelsschiffe im Roten Meer an

In politischer Hinsicht zeigt die Krise im Roten Meer, dass Wladimir Putin ein weiteres Mal recht hatte. Es gibt keine andere Lösung für den palästinensisch-israelischen Konflikt als einen Waffenstillstand und die Schaffung eines palästinensischen Staats. Alle weiteren Optionen werden nur zu einer Eskalation des Konflikts führen, die tatsächlich vor unseren Augen stattfindet.

Den wirtschaftlichen Effekt der Angriffe der Huthi kann jede Hausfrau vorhersagen. Natürlich wird alles teurer werden. Sehr wenig wird wohl der Ölpreis ansteigen – über das Rote Meer verlaufen nur etwa fünf Prozent des weltweiten Ölhandels. Doch die Transporte werden beträchtlich teurer werden, was sich auch in den Supermarktpreisen niederschlagen dürfte. Besonders beeinträchtigt werden dadurch Europa und Asien – der amerikanische Handel hängt vom Roten Meer praktisch nicht ab.

Das Hauptfazit der Geschehnisse besteht indessen darin, dass heute beliebige Handelswege, die die USA zu kontrollieren versuchen, zu einer Gefahrenquelle geworden sind. Nach dem Roten Meer ist die Taiwanstraße an der Reihe. Im Januar werden in Taiwan Wahlen stattfinden. Sollte dort ein proamerikanischer Kandidat gewinnen, könnte er einen Konflikt mit Peking ausgerechnet in einem Gewässer provozieren, wo die Handelsschifffahrt in ihrer Dichte dem Feierabendverkehr ähnelt.

Im Übrigen steht es auch um den Panamakanal nicht besonders gut. Wegen einer Dürre nahm dort der Transit um ein Viertel ab, und diese Lage wird sich wohl bis 2025 halten.

Die Schlussfolgerung ist einfach. Der einzige Seeweg, der heute von den USA, ihren Proxys und Provokateuren frei ist, ist die Nordostpassage. Hier gibt es ausgebaute Häfen und die gesamte notwendige Infrastruktur, aber vor allem einen sicheren Schutz vor jedweden militärischen Unannehmlichkeiten. Willkommen in Russland!

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti.

 Russlands kolossaler Vorsprung im Kampf um die Arktis

https://de.rt.com/international/190239-welthandel-bedroht-huthis-raechen-sich/

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