Russland sollte Einschränkungen beim Export strategischer Rohstoffe erwägen

Ein unschuldiger Satz Putins löst Erdbeben im Westen aus

15 Sep. 2024

Die russischen Lieferungen von Uran, Nickel und Titan in den Westen könnten demnächst eingeschränkt werden. Das kündigte Präsident Wladimir Putin an. Den Experten zufolge könnte die Entscheidung dem westlichen Markt einen heftigen Streich versetzen.

Von Kirill Strelnikow

Bei einem weiteren internen Arbeitstreffen mit der russischen Regierung hat Präsident Wladimir Putin vorgeschlagen, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, die Lieferungen strategischer Rohstoffe wie Uran, Nickel, Titan und einiger anderer an ausländische Märkte zu beschränken, sofern dies der russischen Wirtschaft nicht schaden werde.

Symbolbild

Diese Aufforderung verursachte ein völlig unerklärliches Phänomen: Anschließend explodierten die westlichen Märkte buchstäblich, die Preise für die genannten Rohstoffe schnellten in die Höhe, und die Wirtschafts- und Fachmedien wurden von alarmistischen Veröffentlichungen geradezu überflutet.

Putin: Russland sollte Einschränkungen beim Export strategischer Rohstoffe erwägen

Woher kommt diese Nervosität bei unseren erfolgreichen Sanktionsverhängern? Schließlich weiß jeder ganz genau, dass ein Land, in dem eine Toilettenschüssel ein Luxusgut ist und Doppeldecker aus Waschmaschinen bestehen, die aus der Ukraine gebracht werden, keinen Einfluss auf irgendetwas hat und seinen Platz in der Weltrangliste irgendwo in der Nähe von Obervolta (Burkina Faso) einnimmt.

Noch einen Tag zuvor konnten angesehene Experten aus aller Welt nicht nachvollziehen, warum das „verdammte“ Russland nicht reumütig auf den Knien rutscht. So berichtete beispielsweise die Zeitschrift Foreign Policy, dass „die westlichen Sanktionen, so massiv und historisch weitreichend sie auch sein mögen, Putins Fähigkeit, Krieg zu führen, nicht untergraben haben“. Nun wollen sie sehen, was passieren würde, wenn Russland nicht nur über seine eigenen Gegensanktionen nachdenkt, sondern sie auch umsetzt. Dabei stellt sich eine ganze Reihe interessanter Dinge heraus. 

Das wird teuer für die USA: Putin erörtert Uran-Exportstopp

Werden beispielsweise Beschränkungen für den Uranexport verhängt, wird die US-amerikanische Kernkraftindustrie, wenn nicht zusammenbrechen, so zumindest kurz vor einem Zusammenbruch stehen. Die stolzen US-Amerikaner sprechen nicht darüber, aber der Anteil des russischen Brennstoffs für US-amerikanische Kernkraftwerke beträgt fast ein Drittel, und es gibt einfach nichts, was die aggressiven russischen Elektronen und Neutronen in absehbarer Zeit ersetzen könnte. Reuters räumte ein, dass „Uran eines der Dinge ist, die dem Westen wirklich schaden könnten“, und die Experten von Citi erklärten, dass russisches Uran „äußerst schwer zu ersetzen sein wird“, da Rosatom hinter der Hälfte der weltweiten Atomstromerzeugung steht.

Bericht: Deutschland ist am meisten von russischem Titan abhängig

Bericht: Deutschland ist am meisten von russischem Titan abhängig

Westliche Experten eilten herbei, um nach Alternativen zu suchen. Gott sei Dank gibt es das bedingt neutrale Kasachstan, das beim Uranabbau an erster Stelle steht – heil davongekommen. Aber ganz zufällig – kurz vor Putins unschuldiger Aufforderung, „darüber nachzudenken“ – sagte der Chef von Kazatomprom, dass Kasachstan aufgrund der antirussischen Sanktionen, durch die die traditionellen Routen unterbrochen wurden, „zunehmende Schwierigkeiten mit Uranlieferungen an den westlichen Markt hat“, und es für Astana nun einfacher sei, Uran an China und (hoppla!) Russland zu verkaufen. Es ist ganz offensichtlich, dass Rosatom, das vor Kurzem das größte Uranvorkommen in Kasachstan gekauft hat und gemessen an den Reserven zum zweitgrößten Uranproduzenten der Welt aufgestiegen ist (und außerdem eine „bedeutende“ Beteiligung an allen sechs Uranbergbauunternehmen des Landes hält), mit dieser Aussage nichts zu tun hat.

Ein ähnlich enttäuschendes Bild ergibt sich beim Blick auf Titan. Russland nimmt ein Viertel des Weltmarktes für dieses strategische Metall und ein Drittel für Titanschwamm ein, die für den Flugzeug- und Schiffbau von entscheidender Bedeutung sind. VSMPO-AVISMA ist der weltweit größte Titanproduzent, der den vollständigen technologischen Zyklus abdeckt. Nach Angaben des Critical Minerals Institute (CMI) ist „Russland der weltweit wichtigste Titanlieferant“, und wenn Beschränkungen eingeführt werden, „werden die globalen Märkte gestört“.

Bemerkenswert ist, dass Boeing und Airbus nach dem Beginn der speziellen Militäroperation pathetisch ihre „vollständige und bedingungslose“ Ablehnung russischen Titans erklärten. Aber es stellte sich heraus, dass dies eine völlig frei erfundene und bedingungslose Lüge war: Die westlichen Behörden haben diese Unternehmen stillschweigend in die „kleinen“ Ausnahmen einbezogen, und sie bauen immer noch fröhlich weiter Flugzeuge aus totalitärem russischem Titan und Aluminium, und wenn sie weg sind – wird es wieder nichts geben, was sie ersetzen könnte (oder dies wird sehr, sehr schwierig, teuer und zeitaufwendig).

Rosatom schult in Niedersachsen deutsche Ingenieure – Proteste gegen „Abgesandte des Kremls“

Die Situation bei Nickel ist sogar noch unterhaltsamer. Russland ist weltweit der drittgrößte Produzent von „rohem“ und angereichertem Nickel, nach Indonesien und den Philippinen. Nach Putins Andeutung stiegen die Nickelpreise innerhalb einer Stunde um fast drei Prozent: Trotz aller Verbote sind an der wichtigsten Börse für Metalle in London, der LME, fast 40 Prozent des gesamten Nickels russischen Ursprungs.

Die Nickel-Frage könnte (wenn sie ungelöst bleibt) den Westen viel stärker beeinflussen als die um Uran und Titan. Die Sache ist die, dass die ganze Aufregung um die „grüne Revolution“ im Westen mit seltenen Metallen zu tun hat, die für Windenergie, Solaranlagen und Elektroautos benötigt werden, und die fixe Idee des Westens ist es, den Kampf gegen China auf diesem Gebiet zu gewinnen.

Im Gegensatz zu China, das hauptsächlich Lithium für Elektroauto-Batterien verwendet, haben die Vereinigten Staaten auf Nickel gesetzt, und ihre Nachfrage nach Nickel könnte sich bis 2035 versechsfachen. Dementsprechend ist es für die Vereinigten Staaten von entscheidender Bedeutung, die größtmögliche Menge an Nickel zu bekommen.

Nach Putins Worten wendeten sich die USA an Indonesien (42 Prozent des Weltmarktes für angereichertes Nickel), aber auch hier prallten sie ab: Indonesien kündigte an, dass es den BRICS-Staaten beitreten wolle, zudem wurde Russland zu einem der Hauptlieferanten von Getreide für das Land (eine Verzehnfachung im Laufe des Jahres). Niemand deutet irgendetwas an, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Russland und Indonesien das Nickelproblem gütlich lösen werden, ist auf keinen Fall gleich null. Und in diesem Liebesdreieck wird es keine US-Amerikaner geben.

Russland hatte schon lange davor gewarnt, dass der Westen uns mehr braucht als wir ihn. Die Einsicht ist bereits eingetreten – und dies ist erst der Anfang.

Kirill Strelnikow ist ein russischer freiberuflicher Werbetext-Coach und politischer Beobachter sowie Experte und Berater der russischen Fernsehsender NTV, Ren-TV und Swesda.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 15. September 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

 Das wird teuer für die USA: Putin erörtert Uran-Exportstopp

https://de.rt.com/international/219272-unschuldiger-satz-putins-loest-erdbeben/

Putin: Russland sollte Einschränkungen beim Export strategischer Rohstoffe erwägen

Russlands Präsident Wladimir Putin hält es für möglich, die Ausfuhr strategisch relevanter Rohstoffe, darunter Uran, zu reduzieren. Bei einem Treffen mit Regierungsmitgliedern am Mittwoch brachte er das mit Wirtschaftssanktionen unfreundlicher Länder in Verbindung.

Putin: Russland sollte Einschränkungen beim Export strategischer Rohstoffe erwägen
Aufnahme vom 11. September 2024: Russlands Präsident Wladimir Putin

Im Jahr 2022 hat der Westen eine beispiellose Zahl von Sanktionen gegen die russische Wirtschaft verhängt. Trotzdem sind europäische Länder und die USA weiterhin auf russische Energieträger und strategisch wichtige Rohstoffe wie Gas und Uran angewiesen. Westliche Länder importieren diese, um zu verhindern, dass Preissteigerungen und Engpässe ihre Wirtschaft ruinieren.

Nun stellt Russlands Präsident Wladimir Putin Einschränkungen bei dem Export mehrerer Güter von strategischer Bedeutung in Aussicht. Die Maßnahmen sollten sich jedoch nicht nachteilig für Russland auswirken, betonte der Staatschef bei einem Online-Treffen mit Regierungsmitgliedern am Mittwoch.

Er schlug dem russischen Kabinett vor, sich mit dem Konzept zu beschäftigen, einen Bericht abzufassen und ihn anschließend zu informieren. Russland sei weltweit führend bei den Reserven einer Reihe von wirtschaftsstrategisch relevanten Metallen und Industriemineralien, stellte Putin fest. Bei Erdgas seien es fast 22 Prozent der Weltreserven, bei Gold etwa 23 Prozent und bei Diamanten rund 55 Prozent. Der Präsident wandte sich an der Regierungschef Mischustin:

„Michail Wladimirowitsch, ich habe eine Bitte an Sie. Schauen Sie sich bitte einige Arten von Gütern an, die wir in großen Mengen auf den Weltmarkt liefern. Die Lieferung einer Reihe von Waren an uns ist eingeschränkt, vielleicht sollten wir auch über gewisse Einschränkungen nachdenken?“

In dem Zusammenhang sprach Putin unter anderem von Uran, Titan und Nickel. Man müsse nichts zum eigenen Nachteil machen, erläuterte er. Und weiter:

„In einigen Ländern werden jedoch strategische Reserven geschaffen und andere Maßnahmen ergriffen. Aber im Allgemeinen gilt: Wenn es uns nicht schadet, können wir das uns überlegen.“

Kommissarin: EU kann ohne russisches Gas auskommen

„Ich sage nicht, dass wir das morgen tun sollen, sondern dass wir über bestimmte Beschränkungen der Lieferungen an den ausländischen Markt nachdenken sollten, nicht nur bezüglich der von mir genannten Waren, sondern auch hinsichtlich einiger anderen.“

Der Konflikt in der Ukraine hat den Wirtschaftsaustausch zwischen Russland und dem Westen erheblich beeinträchtigt, nicht aber völlig gestoppt. Die USA beziehen weiterhin Uran aus Russland für ihre Atomkraftwerke und Gas fließt weiterhin über eine Pipeline in der Ukraine zu Kunden in Ungarn und der Slowakei. Es wird auch Flüssiggas mit Tankern in den Westen verschifft. Dazu kommt noch die Tatsache, dass mehrere westliche Unternehmen es ablehnen, den russischen Markt zu verlassen. Sie liefern ihre Waren weiterhin an die russischen Verbraucher, trotz Sanktionen und weiterer Beschränkungen, die ihre jeweiligen Regierungen verhängt haben.

Europa hat seine Abhängigkeit von Russland unterschätzt

https://de.rt.com/russland/218947-putin-russland-soll-einschraenkungen-beim/

Hinterlasse einen Kommentar